Europameisterschaft, Berlin/GER

Der emotionale Höhepunkt einer fordernden Saison

Mit einer neuen Bestleistung im Gepäck bin ich voller Euphorie und wieder einmal in Begleitung meines „persönlichen Betreuers“ Sebastian vier Tage vor dem Bewerb nach Berlin angereist. So blieb genügend Zeit, die Sportstätten und das direkte Umfeld kennenzulernen, die Stadt zu erkunden und das ein oder andere schattige Plätzchen aufzusuchen.

Trotz der hohen Temperaturen, teilweise waren es annähernd 40 Grad im Schatten, begegneten wir äußerst engagierten Helfern, Betreuern und weltoffenen Berlinerinnen und Berlinern. Die einst geteilte Stadt zeigte sich von ihrer besten Seite.

Die täglichen Einheiten mit meinem Trainer Slawo und meiner Trainingskollegin und Freundin Pam verliefen wie immer harmonisch und so näherte ich mich meinem Semifinal-Einsatz (als 11. der Entry-List musste ich keinen Vorlauf bestreiten) völlig fokussiert und in freudiger Erwartung.

Endlich Donnerstag: den Tag verbrachte ich nun doch schon etwas angespannter und wegen der großen Hitze im gekühlten Hotelzimmer, ehe der Aufbruch ins Stadion erfolgte. Mit der direkten Vorbereitung auf den Wettkampf, dem Warmup, wird es ernst. Du spürst in dich hinein, gehst die Bewegungsabläufe durch und hoffst, dass du alles aus dir herausholen kannst. Im 3. Semifinale war ich gemeinsam mit Pam an der Reihe. Du gehst mit deinen Konkurrentinnen gemeinsam den Weg ins Stadion, spürst die Anspannung in dir hochkommen, zusätzlich verstärkt durch das Mega-Publikum und den Jubel von 40.000 Menschen.

Ich nahm alles um mich herum wahr, die begeisterten Menschen, meine Familie und Fans und ich spürte plötzlich einen unglaublichen Druck auf meinen Schultern. Ich konnte mich nicht mehr richtig fokussieren, frei machen von dem Drumherum. Das bedeutet den Worst Case für einen Sportler. Also gehst du in den Startblock, der Schuss fällt, du läufst los und dann … jede Hürde stellt ein Hindernis dar, du strauchelst, verlierst an Boden, möchtest aufholen, schaffst es aber nicht und fällst immer weiter zurück. Du bist nicht im „Flow“. Das Ziel ist da, du möchtest dich am liebsten irgendwo verkriechen, würdest alles darum geben nochmals starten zu dürfen, um die Scharte auszuwetzen aber das geht nicht. 

Berlin.PNG

Trauer, Enttäuschung, Zorn steigen in dir hoch, die ein oder andere Träne kullert über deine Wangen – aber alles Hadern und Zaudern hilft nichts, heute war einfach nicht dein Tag.

Die Zeit von 13,43 sec. und der 23. Platz spielen keine Rolle mehr. Das Ziel, das ich mir gesteckt hatte, meine bestmögliche Leistung an diesem Tag abzurufen und die Sensation des Erreichen des Finales zu schaffen, ist mir leider nicht gelungen. Ich wollte meinen Fans und Unterstützern, meiner Familie und meinem Partner zeigen, dass ich zu den Besten gehöre.

Ich werde also als 8. der Hallen- und 14. der Europäischen Freiluftbestenliste „überwintern“ – darauf bin ich sehr stolz – und im Herbst, nach einem ausgiebigen und wohlverdienten Urlaub, mein Training wieder aufnehmen.

Trotz der Enttäuschung bei der Europameisterschaft nehme ich viele positive Dinge aus dieser Freiluftsaison mit: Nach den vielen Veränderungen der letzten Monate ist die Leistungssteigerung in dieser Saison die Bestätigung für mich, dass der Weg, den ich eingeschlagen habe, der Richtige ist. Die Einladung von Servus TV zum Sport und Talk im Hangar 7 war für mich ein schöner Abschluss der Saison in meiner Heimatstadt Salzburg.

Vielen Dank an meinen Trainer Slawo, meine Trainingskolleginnen und –Kollegen, dem ÖLV, Bundesheer, meinem Heimatverein der Union Salzburg Leichtathletik, dem Land Salzburg, dem TV-Wattenscheid, der Presse, meinen Unterstützern, Fans, meiner Familie und meinem Partner. Ohne Euch wäre all das nicht möglich. Wer kann schon von sich sagen, dass er sein Hobby zum Beruf machen konnte. Bleibt mir treu, ich komme wieder!!!

WhatsApp Image 2018-08-20 at 14.55.34.jpeg